Daheim
- Haigha Hase
- 22. Mai 2021
- 2 Min. Lesezeit

Haigha ging den Weg zu seiner Dachwohnung hinauf, schneller, noch schneller, die letzten Stufen lief er paarweise bis er seine Haustür hinter sich zuschlagen konnte. Er nahm nicht nur seinen Schlüssel um hinter sich abzuschließen, sondern schob auch den Riegel vor.
Er atmete auf. Der Anfang war getan. Sein Blick richtete sich auf die Uhr.
Es war 19:30 und die Zeichen standen gut. Gegen 20:00 ging die Welt zu Bett und niemand würde mehr klingeln oder klopfen. Bis 8:00, frühestens.
From the moment I could talk,
I was ordered to listen.
Es war zuletzt alles nicht so einfach gewesen. Haigha dachte an die Haselmaus. Wenn er an sie dachte kam ihm immer Teer in den Sinn. Teer, Tod und Sumpf. Meine Güte, wie es wohl war sie zu sein? Aus ihr, falls sie mal zur Arbeit erschien, schienen sich dunkle Ranken zu erstrecken. Kollegen sprachen mit ihr und obwohl ihr Charakter in keiner Weise aggressiv erschien, steckte sie ihre Kollegen an.
Armes Ding. Haigha kannte sie. Sie wollte bestimmt nichts weniger als das.
Und klar, die ganze Geschichte um das Petermännchen war anstrengend gewesen, aber man war auf konservative Kräfte vorbereitet gewesen.
Die Ackerhummel war seit dem Betriebsrat nicht mehr zur Arbeit erschienen. Schon in Ordnung. Ihr Schnaufen hatte nicht gut geklungen.
Mein Handwerk ist der Galgenstrick.
Haigha setzte sich an seinen Tisch. Vom Vorabend stand noch ein Bierkrug da, halbvoll mit einer Rotwein/Cola-Mischung. Für weniger als 5€ gab es heute genug Nachschlag. Betäubung sollte künftig kostenlos sein, aber es war noch nicht so weit.
Irgendwie war es damals anders gewesen. Hinter sich abschließen, Musik, Kochen, Streams gucken und die ultimative Einsamkeit genießen. Das war damals.
Heute fiel der Schleier der Trunkenheit allzu schnell über Haighas Geist. Zwei Gläser Mische genügten um den eigentlich klaren Geist schwankend und schwafelnd zu hinterlassen. Am Ende war es egal, aber teilweise bedauerte Haigha den offensichtlichen Verfall seines Hirns.
And god is on your side,
dividing cruelty from tenderness.
Es war egal. Das hier war Leben. Haigha bekam kaum was vom Stream mit, das Essen köchelte lieblos in der Küche und er wusste auch nicht recht was er nun hören sollte. Alles besser als da draußen zu sein.
Im Auge einer sich umstürzenden Welt schwankte er später ins Bett. Prosit auf einen weiteren verschwendeten Tag. Geschichte eines Ichs.
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